Durch bunte Blumenwiesen: Armenien (1. – . 17. Juli 2016)

Auf die Frage “Do you want a taxi?” können wir beide einfach nur lachen, so überraschend kommt sie, als wir die ersten paar Meter auf armenischem Boden rollen. Die Strasse führt uns dem schmutzigen Fluss Debed entlang, welcher für einige Kilometer die natürliche Grenze zu Georgien bildet. Wir hoffen, etwas weiter hinten im Tal einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Der Debed Canyon ist eine weite Schlucht, die hohe Bevölkerungsdichte und Militärpräsenz lassen uns aber trotzdem keinen passenden Platz finden. Wir fragen ein paar Armenier am Strassenrand und diese zeigen auf einen Feldweg, der 100 Meter entfernt abzweigt. Dort stehen bereits zwei Zelte und drei Velos und wir treffen auf den iranischen Tourenfahrer Dariush und das französische Paar, welchem wir schon im georgischen Tsageri begegnet sind.

So radeln wir am nächsten Tag zu fünft durch die grüne Schlucht. In sanftem Auf und Ab gehts in idyllischer Umgebung talaufwärts. Die alte, verlassene und halb zerfallene Infrastruktur aus Sowjetzeiten am Ufer des Debed bietet aber einen traurigen Anblick. Auch sind diverse Bauprojekte beim Zerfall der Union einfach gestoppt worden. So stehen z.B. von einer Brücke über ein Tal bloss die Betonstützpfeiler mit herausragenden Armierungseisen in der Landschaft.
Ein paar Kilometer nach Alaverdi trennen wir uns von unserem Reisegrüppli. Wir wollen heute noch Vanadzor erreichen und schwitzen noch eine Weile weiter. In einem Abschnitt wird es unnötig steil und wir kämpfen uns die Strasse hoch – mit uns, die uralten Ladas und Busse, die keuchend dicke schwarze Wolken ausstossen. Immer mal wieder steht so ein alter Chlapf, dem die Anstrengung zu gross war, mit offener Motorhaube am Rand der verkehrsreichen Strasse. Die Fahrer versuchen mit geschickten Schraubgriffen und Hammerschlägen nochmals etwas Leben in ihr Gefährt einzuhauchen. Plötzlich hält ein Auto vor uns und der Armenier Aram drückt uns je ein Fläschchen selbst gemachten Eistee in die Hand. Was für eine herrliche Erfrischung – auch wir können eine Ladung Energie gut gebrauchen!
Das post-sowjetische Industrie-Städtchen Vanadzor, welches am Fluss Pambak liegt, ist sehr hübsch. Es dunkelt schon ein, als wir uns auf die Suche nach einem Platz fürs Zelt machen. Zu hohes Gras, steiniger Untergrund, Hunde, sowie bewohnte und umzäunte Gebiete lassen uns nach einer gefühlten Ewigkeit aber aufgeben, wieder stadteinwärts fahren und ins erstbeste Hotel einchecken…

Ein nächster sonniger Tag, 115km und über 1300hm stehen uns bevor. Wir wollen es heute bis in die Hauptstadt nach Yerevan schaffen. Wir kommen gut voran und geniessen die Fahrt durch die wunderschöne Landschaft. Farbenprächtige Blumenwiesen und sanfte Hügelketten bilden die Szenerie bis zum Pass auf fast 2200m.ü.M. In Spitak geraten wir morgens um 10 Uhr plötzlich in eine Wasserschlacht: Es gibt eine Hetzjagd bergauf, direkt in die Fänge der bereits wartenden Wasserkübel weiter oben. Wir ergeben uns kampflos – doch Erbarmen gibt es keines. Wir sind pflotschnass. Später erfahren wir, dass Vardavar, das Wasserfest (ursprünglich zu Ehren Astghik, der zoroastrischen Göttin des Wassers, der Liebe und der Schönheit) gefeiert wird. Dabei bespritzen sich die Menschen gegenseitig mit Wasser. Und wir dachten: “Die spinnen, die Armenier!” 🙂
Die letzten 12km bis zum Pass werden etwas steiler. Schon die Aussicht beim Hochfahren entschädigt uns aber für die Anstrengung. Auf der anderen Passseite verlassen wir die Lori-Region und damit auch das schöne Wetter. Der Gipfel des Mount Aragats (4094m.ü.M.), des höchsten Berges Armeniens, liegt hinter dicken Wolken versteckt und ein Gewitter zieht an seinem Fuss vorbei. Wir kriegen zum Glück aber nur wenige Tropfen ab, dafür immer und immer wieder. Einmal mehr zieht sich die Strasse in konstantem Auf und Ab durch die Landschaft und unsere Zuversicht, Yerevan bei Tageslicht zu erreichen, schwindet. Wir durchfahren eine Hochebene, die durch grüne Hügel begrenzt wird. Vereinzelt passieren wir kleine Dörfer, die von Gasleitungen umrahmt werden. In den Feldern stehen Bienenhäuschen und jeweils ein Wohnwagen daneben, wo die Leute ihren Honig verkaufen. Auch Früchteverkäufer stehen hie und da am Strassenrand. Dann, ca. 10km vor Aschtarak beginnt die Abfahrt. Die Landschaft verändert sich schlagartig: Steppenartige Hügel dominieren nun die Umgebung und die Temperatur steigt um einige Grade. In rasantem Tempo fahren wir Yerevan entgegen und treffen stadteingangs auf Kemal, einen türkischen Tourenfahrer.

Ein weiterer Gang auf die iranische Botschaft steht an. Hier läuft alles etwas professioneller ab, als zuvor in Tbilisi. Aufgrund des Fastenbrechens am Ende des Ramadans schliesst sie allerdings für zwei Tage. Wir nutzen die Zeit für Sightseeing in (Free Walking Tour) und um Yerevan (Khor Virap-Kloster), essen fein und bringen Sabines Freilauf zum Velomech. Erstaunt stellen wir fest, dass nicht Schmutz die Blockade ausgelöst hat, sondern zwei von vier Klappen, die abgebrochen sind…

Yerevan gefällt uns supergut. Es ist eine richtig lebhafte und bunte Stadt – irgendwie hat man das Gefühl, es seien alle in den Ferien. Überall spielt Musik, Leute schlendern durch die Strassen oder unterhalten sich im Park-Restaurant. Im Zentrum der kreisförmig angelegten Stadt steht der Platz der Republik (früher Lenin-Platz). Beim grossen Brunnen vor dem Historischen Museum kann man abends eine beeindruckende Wasser-Musik-Lichtshow geniessen. Die bedeutenden Gebäude um den Platz bestehen aus einem Mix aus sowjetischer Architektur und detailhaften armenischen Ornamenten. Wir besuchen die blaue Moschee, ursprünglich 1765 erbaut, aber wie die anderen Moscheen der Stadt, ist sie während der Sovjet-Zeit geschlossen und gegen Ende 1990 rekonstruiert worden. Die einzige operierende Moschee der Stadt, aussen wunderschön dekoriert mit farbigen Kacheln und einem ebenso bunten Minarett, steht in einem Innenhof mit grünem Garten. Hohe Wohnblöcke verdecken die Sicht von aussen auf die Moschee – auch ein Überbleibsel der roten Herrschaftszeit, in welcher viele Muslime aus der Stadt vertrieben worden sind. Die letzte Station unserer Tour sind die Kaskaden: Ein enormes Bauwerk, mit mehreren hundert Treppen und mit Kunstwerken, Brunnen und Blumen bestückten Etagen, auf welchem zuoberst ein Monument zum 50. Jahrestag des sowjetischen Armenien thront. Zwischen letztem Podest und Monument liegt eine Baustelle, der Kran steht noch, doch die Grundmauern werden bereits von Pflanzen überwuchert. Auch hier – wie so oft – Spuren von plötzlich fehlendem Geld für die Fortführung.

Endlich können wir unsere Pässe mit dem Iranvisum abholen. Da wir im Iran nur mit Bargeld bezahlen können und wir die Verteilung der Geldautomaten in Zentralasien nicht kennen, machen wir uns auf die Suche nach Dollar. Das ist gar nicht so einfach: Denn die Automaten spucken lediglich armenische Dram aus und sowieso beträgt der Maximalbetrag nur 400 CHF. Glücklicherweise finden wir eine Bank, bei der wir günstig Bargeld beziehen können.
Wir bringen auch Sämys Rad noch zum Mech. Der zieht das Tretlager mit viel Kraftaufwand an. Er war 44 Jahre Mechaniker der armenischen Velonationalmannschaft und zeigt uns stolz die unzähligen Stempel in seinem Pass. Abends setzen wir uns mit einem deutschen Paar vor die Grossleinwand am Schwanensee und verfolgen unsere erste Partie dieser EM – den Halbfinal zwischen Frankreich und Deutschland.

Heute führt uns unsere Etappe Richtung Sewan, zum grössten See Armeniens. Es stehen wieder etwa 1300 Höhenmeter an, die wir erst stetig steigend, dann in konstantem Auf und Ab bewältigen. Die Landschaft wird mit zunehmender Fahrtdauer grüner. Wer möchte, kann sich alle paar Meter mit (den selben) Luftmatratzen und anderen Schwimm- und Strandutensilien eindecken. Wir entscheiden uns, beim sechsten Anbieter einen Maiskolben zu kaufen. Gestärkt fahren wir weiter und geraten ca. 15km vor Sewan in ein Gewitter. Gerade noch rechtzeitig können wir bei einer Tankstelle unterstehen und harren eine Stunde aus. Brrrr, danach ist es etwa 10 Grad kälter. Hagelkörner vereinen sich hier und da zu einer kleinen Schneedecke am Strassenrand.
Die Gegend gefällt uns auf den ersten Blick nicht so: Auch hier gibts überall hässliche Überbleibsel aus einmal blühenden Zeiten. Riesige Picknick-Anlagen mit rostigen Tischen, überdacht mit wüstem, farbigem Plastik und grosse, halb zerfallene Hotelkomplexe… Auf der Halbinsel, die mit einem kleinen Kloster geschmückt ist, finden wir aber ein schönes Plätzchen für unser Zelt direkt am See.

Dann nehmen wir die Uferstrasse nach Martuni. Es ist ein regnerischer Tag, der uns immer wieder irgendwo unterstehen lässt. Die Strecke ist leicht hügelig, führt aber erneut durch wunderschöne Blumenwiesen.
Wir wollen unser Nachtlager am See aufschlagen. Doch so richtig einladend ist es dort nicht: Unebener Sandstrand, Sumpf oder Gstrüpp stehen zur Auswahl… Da ziehen wir den Wald in der Nähe der Hauptstrasse vor. Während wir unser Zelt aufbauen, kommt ein Bauer auf uns zu. Neugierig begutachtet er Zelt und Fahrräder. Wir dürfen hier übernachten und gegen die lästigen Mücken sogar ein Feuer entfachen. Mit einem Becher armenischem Cognac lassen wir den Tag ausklingen.

Auf gehts, bei bestem Wetter erklimmen wir Höhenmeter um Höhenmeter. Trotz Anstrengung geniessen wir jeden Meter dieser herrlichen Landschaft. Plötzlich hält ein LKW mit deutschem Kennzeichen auf der anderen Strassenseite und wir plaudern eine Weile mit Anja und Peter über unsere Eindrücke von Armenien. Sie erzählen von korrupten Polizisten, mit denen wir zum Glück noch nichts zu tun gehabt haben. Die Sicht auf dem Pass auf 2300m.ü.M. ist beeindruckend. Kurz danach steht die etwas zerfallene Karawanserei Orbelian aus Zeiten, wo die Seidenstrasse noch Handelsstrasse war. Eine tolle Abfahrt runter auf 1000m.ü.M. in ein karges Tal steht uns bevor. Es ist abends um fünf und immer noch heiss. An der Kreuzung zwischen Arpi und Yeghegnadzor gibt es einen hübschen Camplingplatz. Wir nutzen ihn als Basislager, denn wir wollen noch zum Noravank-Kloster, welches 20km entfernt liegt. Wir versuchen unser Glück mit Autostopp. Das ist aber gar nicht so einfach. Endlich hält ein Auto und wir steigen zu den drei Armeniern, dessen Fahrer sogar ein “bizeli” deutsch kann. Einige Aufenthalte in der Schweiz haben ihm zu ein paar Brocken Schweizerdeutsch verholfen. 🙂
An der Abzweigung Richtung Kloster verabschieden wir uns. Mangels Fahrzeugen laufen wir die ersten paar Kilometer und sind beeindruckt von den imposanten Felsen, die links und rechts von uns hochragen. Ein paar Kletterer lassen uns fast von unserem ursprünglichen Plan abbringen und wir sind aufgrund der anscheinend hoffnungslosen Autostopp-Situation kurz davor, sie zu fragen, ob wir ein paar Routen klettern dürfen. Doch just in diesem Moment hält ein Auto und ein armenisches Päärchen nimmt uns mit. Imposant steht das Kloster einsam im abendlichen Licht in der wundervollen Natur. Die Felsen leuchten rot – einfach wundervoll.
Auf dem Heimweg haben wir rascher Glück und sitzen bald im Auto einer armenischen Familie. Dank den Englischkenntnissen der Frauen können wir uns jeweils etwas verständigen. Immer wieder überrascht uns die Naivität mit welchem die Armenier (auch die Georgier waren in dieser Hinsicht nicht besser) auf der Strasse unterwegs sind. Niemand benutzt den Gurt, das Kind sitzt neben der Mutter auf dem Beifahrersitz, überholt wird überall, sieht man nichts so hupt man einfach, macht der Engegenkommende keinen Platz, fahren dann halt zur Not drei Autos nebeneinander auf der engen Strasse. Keine Sorge, es baumelt ja eine Gebetskette mit Kreuz am Rückspiegel… Dass diese Überholmanöver leider nicht immer reibungslos ablaufen, davon zeugen die unzähligen Grabsteine an den Strassenrändern.

Am nächsten Tag steht der Vorotan-Pass auf dem Programm. Stetig steigt die Strasse und wir kommen trotz Hitze gut voran. Auch der praktisch tägliche Zwischenfall mit angriffslustigen Hunden überstehen wir dank helfenden Autos und fliegenden Steinen gut. Wir haben festgestellt, dass abbremsen nicht immer zur Beruhigung der Situation führt. Nur schon das Sich-Nach-Steinen-Bücken lässt die meisten Hunde dann aber das Weite suchen. Und die besonders hartnäckigen Kläffer verziehen sich endlich, wenn diese dann fliegen.
Der Aufstieg ist lang und nach dem Zmittag wirds steiler. Kurz vor der Passhöhe auf 2200m.ü.M. winkt uns ein iranisches Paar zu: Sie haben auf uns gewartet, reichen uns Trockenfrüchte und füllen unsere Wasservorräte auf. “Ob wir in den Iran kommen?”, wollen sie wissen. Und kurz später bieten sie uns an, in Tehran in ihrer Wohnung zu übernachten. Wow, wir sind platt von der Gastfreundschaft der Iraner, die über die Grenze geht! Eine schöne Abfahrt wartet auf uns und der Stausee Vorotan unten in der Ebene, an dessen Ufer wir unser Zelt aufstellen.

Wir starten früh und freuen uns auf eine frühe Ankunft in Goris. Nach den letzten kurzen Steigungen mit viel Gegenwind halten wir an. Plötzlich geht die Türe eines Wohnwagens am Strassenrand auf und ein Mann winkt uns zum Kaffee. Danach gibts Tee und nochmal Tee und dazwischen Limonade und dazu Honig (inklusive Bienenwaben), Rahm, Konfitüre, Aprikosen, Tomaten, wieder Kaffee, … Dabei lernen wir jeweils das armenische Wort. Vagif lädt uns ein, bei ihm im Wohnwagen zu übernachten. Aber nach über zweistündiger Gastfreundschaft zieht es uns weiter und wir verabschieden uns von ihm. Wir erreichen Goris nach langer Abfahrt und quartieren uns in einem Bed and Breakfast ein.

Am heutigen Tag wollen wir das Kloster Tatev besuchen. Unterschiedliche Quellen versprechen verschiedene Abfahrtszeiten des ÖV-Busses. Doch weder der Bus um 2 noch der um 3 Uhr fährt. Auch der zwischenzeitliche Versuch per Autostopp hinzukommen misslingt. Hier fahren alle mit dem eigenen Auto oder lassen sich mit dem Taxi chauffieren. Also entscheiden wir uns, auch ein solches zu nehmen. Militärs fahren in jedem zweiten Auto mit. Sie patroullieren so entlang der Grenze zu Bergkarabach, dem umkämpften Gebiet zwischen Armenien und Aserbaidschan. Nun ist aber kein Taxi mehr in Sicht. Dafür haben wir jetzt überraschenderweise endlich Glück und ein Armenier, der in Deutschland lebt, nimmt uns ein Stück mit. Bis ins nächste Dorf können wir dann in einem alten, holprigen Lada mitfahren und schliesslich lädt uns ein Taxi mit fünf Exil-Armenier aus der Diaspora im Nahen Osten auf.
Mit der Seilbahn gehts über ein weites Tal auf die andere Seite. Schon allein das Kloster mit seinen vielen Details ist beeindruckend, aber seine Umgebung lässt es umso spektakulärer erscheinen. Anschliessend wollen wir noch zur Teufelsbrücke unten im Tal, befürchten aber, dass wir keine Mitfahrgelegenheit mehr finden, da es schon 19 Uhr ist. Proaktiv quatschen wir eine armenische Familie im Kloster an, die uns prompt bis nach Goris fährt.

Der heisse Tag beginnt mit einer herrlichen Abfahrt auf Strassen mit tiefen Fahrrinnen (iranischen Lastwagen sei Dank). Die Freude ist von kurzer Dauer. Denn kaum unten im Tal angekommen, müssen wir auf der Gegenseite die Steigung in Angriff nehmen. In 28 Serpentinen schlängelt sich die Strasse den Berg hoch. Plötzlich stoppt ein Motorrad und wir halten ein Schwätzchen mit Johanna aus Deutschland. Weiter oben, im Schatten einiger Bäume steht ein Auto und die zwei Armenier füllen uns mit kühlem Wasser ab. Genau das, was wir uns seit Beginn des Aufstieges sehnlichst gewünscht haben. 🙂 Die Strasse verläuft direkt entlang der Grenze zu Bergkarabach. Der höchste Pass ist nach 1000 Höhenmeter erklommen, doch es bleibt nicht der einzige an diesem Tag. So summieren sich am Ende ca. 1700 Höhenmeter auf etwas über 70km. Und bekanntlich kommt das Dessert zum Schluss: Unser Camping liegt 150hm höher als das Städtchen Kapan, zu erreichen in nicht ganz 1km… Phu, das war echt streng! Ein schöner Permakulturgarten mit Camping-Möglichkeit, Küchenecke und Kaltwasserdusche inklusive entschädigt uns dann aber schliesslich.

Nach Meghri, unserem letzten Übernachtungsort in Armenien, gibt es zwei mögliche Routen. Die direkte Route bietet ca. 1600 Höhenmeter auf 40km verteilt. Wir entscheiden uns für die längere, verkehrsärmere Variante, weiter der Bergkarabach-Grenze entlang: Die Steigung ist auf viele Pässe und 89km verteilt. Wir fahren weiter durch die Hügel, die bis zum Kamm dicht-grün bewaldet sind. Als wir beim Zmittag am Strassenrand im Schatten sitzen, hält ein Büssli mit zwei jungen Burschen. Sie schenken Sabine eine Rose und holen für uns ein paar Fladenbrote aus dem Wagen. Nach der Abfahrt, beim Dorfausgang von Shikahogh, werden wir von einer Familie zum Kaffe am Strassenrand eingeladen. Es gibt mit Käse und Kräutern gefülltes Fladenbrot (Lavash), dessen Reste wir mit auf den Weg kriegen. Und ein grosses Bündel Koreander dazu. Sabines Ablehnversuche gehen ins Leere. Wer isst schon Koreander in solchen Mengen??? Sabine bestimmt nicht. 😉
Unser Zeltplatz liegt kurz nach Tsav bei einem Picknickplatz im Wald am Fluss Tsav. Es ist sehr idyllisch, einzig der überall herumliegende Abfall stört dieses Bild leider einmal mehr.

Auch unser letzter Tag in Armenien ist ein landschaftlicher Leckerbissen. Herrlich, die Aussicht von der Passhöhe auf 2200m.ü.M. Schon zeigen sich die ersten kargen Hügel des Irans in der Ferne. Die Abfahrt auf der verkehrsarmen Strasse ist der Hammer! Sie wird durch zwei dänische Tourenfahrer unterbrochen, mit denen wir fast drei Stunden am Strassenrand quatschen und Kaffee trinken.
Die letzten Kilometer gehts vorbei an Reben und Granatäpfelhainen. Die schöne Szenerie mit Fluss, der sich durch das Tal schlängelt, flankiert mit schroffen Felsen, wollen wir fotografisch festhalten. Aber soweit kommt es nicht. Schon hält ein Auto mit quietschenden Reifen und der nette Herr verlangt, dass wir ihm unsere Kamera durch sein Fenster reichen. Nene, das wollen wir natürlich nicht und so bequemen sich die beiden aus dem Auto. Ziemlich unhöflich wollen sie von allen Kameras die Bilder sehen und anschliessend unsere Pässe. Mit dem Handy wird Passseite um Passseite abfotografiert, inklusive Stempel, seien sie auch schon acht Jahre alt…
Ups, wir haben zu spät gemerkt, dass wir im Grenzgebiet angelangt sind. Da ein Foto schiessen zu wollen, ist halt wirklich nicht die beste Idee. Wir versuchen, in der agressiven Stimmung Ruhe zu bewahren. Als der Militärmensch kein suspektes Foto finden kann, stellen wir uns dumm: Was wir denn falsch gemacht haben? Und so lässt er uns zum Glück bald weiterfahren.

Zusammen mit zwei holländischen Tourenfahrern, die wir im Hostel in Meghri getroffen haben, rollen wir dem Fluss Arad entlang. Armenien ist hier zwischen Azerbaidschan eingeklemmt und auch die Türkei ist nicht weit. Daher scheint diese Landesgrenze besonders sensibel zu sein: Elektrozäune, etliche Wachtürme und Schiessübungen sorgen für eine spezielle Atmosphäre.
Bei der letzten Abzweigung machen wir einen Umziehstopp. Unter amüsierten Blicken der Lädelibesitzer werfen wir Frauen uns in unsere iranische Kluft und versuchen, dem Kopftuch Frau zu werden (unsere Männer müssen uns dabei helfen, hihi 😉 ). Die kurzen Hosen haben wir alle bereits am Morgen mit den Langen getauscht. Und so kanns losgehen in ein neues Land.

2 thoughts on “Durch bunte Blumenwiesen: Armenien (1. – . 17. Juli 2016)”

  1. Rose and I felt the same way about Yerevan!

    Also, I think we got hit by the same hail and rain storm! But we were in the comfort of a car hahahah

    And OMG those flower meadows

  2. Hi Sämi and Sabinen. Nice writing! And reconizable as well. How are you doing? Any luck with the visa? Unfortunately we got our Turkmenistan visa rejected, so we are flying to Tashkent tomorrow. But we were very fortunate at the Chinese embassy and got a 90/60 visa by exception. The «fact» that we were married, a day to day travel schedule and a very sad face when they told us only 30/30 was possible did the trick. We hope to see you on the road again! Best, Koen and Ingrid.

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