Traumhafte Landschaften: Montenegro (2. – 5. April 2016)

Stetig steigt die Strasse hoch, eine schöne Schlucht hinauf, durch das eine oder andere Tunnel, bis wir den Piva-Stausee erreichen. Dort kochen wir uns ein Süppchen und versuchen, unsere Beine so gut es geht zu entspannen, da wir noch eine mächtige Steigung vor uns haben. Eine Weile fahren wir dem schönen grünen See entlang, als Sämy auf einmal ein ihm bekanntes Geräusch hört: Die temporäre Felge hält der Belastung nicht mehr stand und ist ebenfalls gerissen. Diesmal findet sich allerdings kein Velogeschäft um die Ecke. Da der Riss noch klein ist, gehts mit weniger Luft dafür umso mehr Vorsicht weiter.
Plötzlich zweigt links die Strasse nach Trsa in einen stockdunkeln Tunnel ab. Wir entscheiden uns, noch rasch ins 2km entfernte Plužine zu fahren, um unsere Vorräte aufzufüllen.

Zurück bei der Abzweigung fahren wir auf einer spektakulären Strasse empor: Steil windet sie sich den Berg hoch und wir lassen den Stausee langsam unter uns. Wow, ist das eine eindrückliche Strecke mit mehreren Kehrtunnels und Abzweigungen im Berg! Endlich haben wir die letzten strengen Meter hinter uns gebracht und gelangen auf eine atemberaubende Hochebene. Gleich neben dem kleinen Dorf Trsa schlagen wir unser Zelt auf und geniessen einen wunderbaren Ausblick.

Am nächsten Tag starten wir wiederum bei herrlichem Wetter. Über 2 Pässe wollen wir ins ca. 35km entfernte Žabljak fahren. Doch schon nach einigen 100hm müssen wir Stück für Stück unsere Velos durch den weichen Schnee auf der Strasse schieben. Das ist ganz schön streng und irgendwann inspizieren wir die noch vor uns liegende Strecke zu Fuss: Die Strasse verschwindet bis zur Passhöhe komplett unter der Schneedecke. So entscheiden wir uns schweren Herzens, eine alternative Route zu nehmen. Also drehen wir und fahren die eben erklommenen Höhenmeter wieder runter. Weiter bergab gehts im Schritttempo auf einer Schotterstrasse, bevor wir dann auf Asphalt die nächste Steigung bestreiten. So gehts weiter: mal Teer, mal Naturstrasse, mal auf, mal ab, mal mit Schnee auf der Strasse, mal ohne. Immerhin: Die Anstrengung wird mit einer wunderschönen, einsamen Landschaft belohnt. So ist auch unser nächster Schlafplatz genial. Kurz nach der Ankunft stellt Sabine aber fest, dass ihr auf dem Packsack festgeklemmtes T-Shirt nicht mehr da ist. Nachdem alle Taschen kontrolliert sind, entscheidet sie sich, nochmals ein Stück zurück zugehen. Leider ist dieses Abend-Jogging aber ohne Erfolg und so unser Gepäck um ein Kleidungsstück leichter.

Am folgenden Tag führt unser Weg durch kleine Dörfer in malerischer Landschaft. Doch plötzlich hört die asphaltierte Strasse auf, asphaltiert zu sein. Hmmm, damit haben wir nicht gerechnet… Wie viele Kilometer wird dies so sein? 15km bis zum nächsten Dorf? Oder noch länger? (Das Kartenmaterial ist mittlerweilen nicht mehr so genau…) Da der Riss in Sämys Felge länger und länger wird, sehen wir uns gezwungen, erneut ein Stück umzukehren, um sobald als möglich auf die Schnellstrasse nach Podgorica zu kommen. Dies bedeutet zuerst eine lange Abfahrt runter zum Piva-See, um dann auf der anderen Uferseite die Höhenmeter wieder zu erklimmen. Es ist ganz schön heiss und anstrengend, da die Steigung nicht gleichmässig verteilt ist, sondern sich immer wieder unglaublich steile Rampen mit etwas flächeren Teilstücken abwechseln.
Bald können wir aber eine langgezogene Talfahrt geniessen und sind so bald in Nikšić.

Dort finden wir in einer Bäckerei W-Lan und mit Hilfe des Internets einen Velomech. Wir fahren zur genannten Adresse, mitten im Wohngebiet, ohne jegliche Anzeichen eines Velogeschäftes. Es stellt sich heraus, dass der Mech gerade noch auf Velotour ist. Aber nur 10’ später führt er uns dann in den Keller und da öffnet sich eine kleine Werkstatt voller Ersatzteile, Werkzeug und leicht bekleideter Kalenderdamen. Flink speicht er Sämys ursprüngliche Nabe auf die 2. Ersatzfelge. “Alles selber beigebracht”, übersetzt uns der Sohn, welcher montenegrinischer Bikemeister ist. Währenddessen hält die Frau draussen Wache, damit Sabines Fahrrad und Gepäck nicht geklaut wird! Da es dann doch etwas spät geworden ist, wollen wir diese Nacht irgendwo drinnen verbringen und finden für wenig Geld ein luxeriöses Appartment (wir machten bisher die Erfahrung, dass Appartments günstiger sind, als Hotelzimmer…).

Am Folgetag führt uns unsere Route durch Montenegros Hauptstadt Podgorica und wenig später weiter zum Grenzübergang nach Albanien. Nach einem Spässchen des montenegrinischen Grenzwächters, der unsere Fahrzeugpapiere sehen will, heisst es dann bereits wieder Abschiednehmen von diesem wunderschönen Fleck.

5 thoughts on “Traumhafte Landschaften: Montenegro (2. – 5. April 2016)”

  1. Hi Sämy und Sabine
    It took us a while to have internet (camped the last couple of days and it was freeeeeeezing!!), but now we finally found the time to look at your website.
    It looks really great and the pictures of Bosnia and Montenegro look very promising to us. We are looking forward to cycle that way :-).
    Today we are around Ohrid Lake and tomorrow we continue towards Albania.
    Did you already make it to Istanbul or do you still have some time to meet your friends over there?
    Wish you all the best!
    Wouter & Katrien, Belgian cyclists you met on your first day in Bulgaria 🙂

  2. Ciao zämme! eure berichte wecken erinnerungen, wir waren auch mal in zabljak im durmitor nationalparl, hat mir auch sehr gut gefallen, nur waren wir mit dem auto unterwegs^^ das skifahren bei 10 grad war übrigens ganz entspannend, um halb zwölf sind wir wegen zu weichen schnees in die beiz und haben die sonne genossen;) machts weiterhin gut und ich erwarte schon freudig den nächsten bericht:D

    1. Liebe Marina!
      Ja, den Durmitor-Nationalpark verschieben wir auf ein nächstes Mal. Wir kommen bestimmt wieder, Montenegros Landschaft ist einfach traumhaft!! 🙂
      Hoffentlich geht es bei euch temperaturmässig noch etwas mehr Richtung Frühling, so dass ihr auch die herrliche Sonne geniessen könnt!
      Liebe Grüsse aus Samsun

  3. Hallo ihr Lieben,
    Hier spricht der Koch von Churwalden. Als passionierter Kartenleser muss ich genaue Karten zum verfolgen euer Route haben. Die habe ich mir besorgt (1:500’000). Sie reichen nun bis zur Halbinsel Sinop an der türkischen Nordküste. Weitere muss ich noch suchen. Jeden (Uebernachtungs-) Punkt, den ihr im Internet publiziert wird auf den Karten vermerkt. Ich schätze nun, dass demnächst die 3000-km Marke erreicht werden wird.
    Eure Reisebeschreibungen werden wohl bald ein Buch füllen können! Ich lese sie und sehe mir das auf der Karte genau an. Dabei denke ich an die sprachlichen (und auch schriftlichen) Schwierigkeiten, die da zu bewältigen sind! Demnächst wird wohl bereits griechisch angesagt sein. Von der Mathematik her sind mir die Buchstaben natürlich bekann, das heisst aber nicht, dass ich die Sprache kennen würde.
    Nun wünsche ich euch weiterhin viel Spass, keinen Muskelkater, superstarke Felgen, viel interessante Bekanntschaften, und gutes Vorankommen Richtung Konstantinopel (ich weiss, es heisst nun Istambul).
    Ueli

    1. Lieber Ueli
      Danke vielmals für deinen Kommentar! Der liegt zwar schon etwas zurück und das Rätsel hat sich aufgelöst, nicht Griechenland war unsere nächste Station, sondern Bulgarien. Aber zugegeben, das war nicht leicht zu erkennen 😉
      In den Genuss von griechischen Buchstaben kamen wir dann doch noch. Aber dazu später mehr…
      Merci für die guten Wünsche und viele Grüsse nach Allschwil!

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